Interview mit Caroline Hess und Jessey Dilly

In unserer Newsmeldung vom 8. November haben wir vier angehende Meister vorgestellt, die gerade ihre praktische Prüfung bestanden haben. Heute möchten wir Ihnen gerne das Interview mit Caroline Hess und Jessey Dilly präsentieren.

Caroline Hess, unsere Graveurin, wurde ebenfalls in der Werkstatt von Udo Juchem und seinem Sohn Christoph ausgebildet. Jessey Dilly begann 2014 seine Ausbildung zum Edelsteinschleifer bei der Firma Stephan und ist heute in unserer Manufaktur tätig.

Wie kamt ihr dazu, euren jeweiligen Beruf zu erlernen?

Caroline Hess:

Die Familie eines Bekannten hat einen Graveurbetrieb und da habe ich mich, auf sein und das Drängen meiner Familie hin, einfach einmal beworben.

Jessey Dilly:

Der Wunsch etwas Handwerkliches zu erlernen war schon immer bei mir vorhanden. Darum habe ich mehrere Praktika in einer Goldschmiede absolviert. Der dort beschäftigte Graveur hat mir die Arbeit mit Edelsteinen nähergebracht, was mich schlussendlich für den Beruf des Edelsteinschleifers entscheiden ließ.

 

Caroline Hess mit ihrem fertigen Meisterstück.

Caroline Hess mit ihrem fertigen Meisterstück.

Gab es einen Plan „B“ in Sachen Ausbildungsberuf?

Caroline Hess:

Ich hatte vor meiner eigentlichen Ausbildung ein Jahrespraktikum in einer Tierklinik gemacht und hätte mir durchaus vorstellen können, „Tiermedizinische Fachangestellte“ zu werden.

Jessey Dilly:

Die Ausbildung zum Edelsteinschleifer war ehrlich gesagt mein Plan „B“. Ursprünglich wollte ich Goldschmied werden. Es scheiterte daran, dass es keinen passenden Ausbildungsplatz für mich gab und die Bezahlung aus meiner Sicht unzureichend ist.

Jessey Dilly zeigt das Ergebnis langer Arbeit.

Jessey Dilly zeigt das Ergebnis langer Arbeit.

Neben dem Betrieb als Ganzes ist der Meister oder die Meisterin wesentlich für eine erfolgreiche Ausbildung verantwortlich. Was hat ihn bzw. sie in eurem Fall ausgezeichnet?

Caroline Hess:

Die Herren Juchem haben mir gezeigt, wie viel Umsicht und auch Spaß im Gravieren steckt. Sie haben mir mein Potenzial aufgezeigt, mein Selbstvertrauen nachhaltig gestärkt und standen mir immer mit fachkundigen Ratschlägen zur Seite.

Jessey Dilly:

Ich habe die individuelle Arbeitsweise von all meinen Meistern geschätzt und, dass mir jeder einzelne diese vermitteln konnte. Besonders die älteren, erfahrenen Meister haben mich sehr stark gefördert. Ihre Expertise gab mir die Motivation und Inspiration zu meinen eher außergewöhnlichen Gesellen- und Meisterstücken.

Nun möchten wir mehr über eure Meisterstücke erfahren.

Wie entstand die Idee dazu? Was hat euch inspiriert?

Caroline Hess:

Zusammen mit Herrn Juchem bin ich verschiedene Siegelabdrücke durchgegangen. Wir haben dabei bewertet, was zu mir passen könnte und was mir liegt und in welche Richtung ein von mir gestaltetes Wappen gehen könnte. Es folgten erste Skizzen, mit denen ich festgelegt habe, was ich gerne an welcher Stelle im Wappen haben wollte.

Jessey Dilly:

Ich hatte zu Anfang nur eine grobe Vorstellung davon, wie mein Meisterstück aussehen könnte. Das der Mond eine Rolle spielen sollte, war schnell klar. Inspiriert hat mich die Mondfinsternis von 2018. Dieses Naturschauspiel, welches auch als „Blutmond“ bezeichnet wird, war schlussendlich die Grundlage meines „Lunar Eclipse“ genannten Stückes. Die Darstellung erfolgte mit einem Amethyst für den sichelförmigen Teil und einem Citrin für den „Erdschatten“.

Caroline Hess:

Mein Kürstück ist ein sehr persönliches Wappen geworden. Es spiegelt mich als Person und meine Einstellung wieder. Es versinnbildlicht für mich meine Heimat, meine Familie und meinen Partner. Es zeigt mein Fernweh und die Lust auf große Wanderschaft zu gehen. Es steht für Personen, welche mir persönlich wichtig sind und für die ich alles tun würde. Die abgebildeten Löwen und der Hirsch symbolisieren für mich Macht und den kämpferischen Willen, unbesiegbar zu sein. Um mein Ziel zu erreichen, bewege ich Berge. Daher beschreibt der Spruch „Veni, vidi, vici“ (Ich kam, sah und siegte!) meinen unerschütterlichen Willen sehr gut. Als Stein habe ich einen 20x18mm rechteckigen Karneol gewählt, weil dieser mit seiner roten Farbe für mein Herz steht.

Caroline Hess: Mein Kürstück ist ein sehr persönliches Wappen geworden.

Caroline Hess: Mein Kürstück ist ein sehr persönliches Wappen geworden.

Jessey Dilly:

Die Technik zur Fertigung des Stückes habe ich mir selbst erarbeitet. Natürlich haben mich meine Arbeitskollegen mit Tipps und Ratschlägen unterstützt. Die Herausforderung lag in jedem einzelnen Arbeitsschritt. Ich hatte noch nie zuvor etwas Vergleichbares hergestellt, zumal meine Fachrichtung eigentlich bei facettierten Steinen liegt. In diesem Meisterstück habe ich allerdings die Arbeitstechniken aus allen Edelstein bearbeitenden Berufen (Lapidär, Glattschleifer und Graveur) vereint.

Jessey Dilly: Ich hatte zu Anfang nur eine grobe Vorstellung davon, wie mein Meisterstück aussehen könnte

Jessey Dilly: Ich hatte zu Anfang nur eine grobe Vorstellung davon, wie mein Meisterstück aussehen könnte

Wann habt ihr mit der Arbeit an den Stücken angefangen?

Caroline Hess:

Ich habe vom 20.06.19 bis zum 24.06.19 an meinem Stück gearbeitet.

Jessey Dilly:

Direkt nach der theoretischen Prüfung ging es bei mir los. Freitagnachmittags und samstags außerhalb der normalen Arbeitszeiten.

Was steht nach der Meisterprüfung auf eurem Plan?

Caroline Hess:

Noch bin ich nicht fertig, mir fehlen noch die Teile 3 und 4 zum Meistertitel.

Jessey Dilly:

STEPHAN bietet mir weiterhin einen guten Arbeitsplatz und zeigt sich als verlässlicher Arbeitgeber.

Wo seht ihr euch beruflich in 5 Jahren?

Caroline Hess:

Ich lebe im Hier und Jetzt und darum habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Die Zukunft lasse ich Zukunft sein.

Jessey Dilly:

Ich sehe mich als Ausbilder für die nächste Generation von Edelsteinschleifern.

Vielen Dank für das Interview.